„house is a house is a house...“

Vorschlag für das Projekt Folly. Orte zum Verweilen

 

Der Mensch, der zuerst eine Hütte errichtete, offenbarte, wie der erste Wegebauer, das spezifisch menschliche Können gegenüber der Natur, indem er aus der Kontinuität und Unendlichkeit des Raumes eine Parzelle herausschnitt und diese einem Sinne gemäss zu einer besonderen Einheit gestaltete. Ein Stück des Raumes war damit in sich verbunden und von der ganzen übrigen Welt getrennt. Dadurch, dass die Tür gleichsam ein Gelenk zwischen den Raum des Menschen und alles, was ausserhalb desselben ist, setzt, hebt sie die Trennung zwischen dem Innen und dem Aussen auf. Gerade weil sie auch geöffnet werden kann, gibt ihre Geschlossenheit das Gefühl eines stärkeren Abgeschlossenseins gegen alles Jenseits dieses Raumes als die blosse ungegliederte Wand. Diese ist stumm, aber die Tür spricht. Es ist dem Menschen im tiefsten wesentlich, dass er sich selbst eine Begrenzung setze, aber mit Freiheit, das heisst so, dass er diese Begrenzung auch wieder aufheben, sich ausserhalb ihrer stellen kann.
(Georg Simmel, Brücke und Tor, in: Das Individuum und die Freiheit)

 

a) utopische Bauten

Wie Sie unseren bisherigen künstlerischen Arbeiten entnehmen können, beschäftigen wir uns schon seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema „Raum“.
Neben Realraum, Architektur, Sein/Wohnen erstreckt sich unser Interesse eben auch auf utopische Raumphänomene, Nicht-Orte und Dekonstruktionen.
Das Haus/Häuschen/Hütte als minimalistisches Icon für das Subjekt und als Referenz für das menschliche Dasein, im Sinne Heideggers auch als das „wohnende Sein“ gestaltet sich in unserer Arbeit „house is a house is a house...“ mittels Vervielfachung als utopische Erscheinung und verweist auf eine Art verdichtetes, vervielfältigtes Sein.


b) poetische Bauten

Das mit dem Wort Utopie etymologisch verwandte Wort „eutopos“ bedeutet Glücksheim / guter Ort und verweist somit auf die Sehnsucht des Menschen nach einem Ort des Glücks. Wie dieser Ort auszusehen hat bestimmen für gewöhnlich Bauämter und kulturell/gesellschaftliche Normen und Enden oft in Fertighäusern.
Im Sinne von Gaston Bachelard sind poetische Raumträumereien ein geeignetes und wichtiges Werkzeug individuelle Raumwahrheiten zu entwerfen.
„house is a house is a house...“ ist ein Traum von einem Raum der sich selber weiter träumt und in seiner Verwinkelung/Verschachtelung einen scheinbar baulichen Fehler in einen poetischen Sehnsuchtsraum transformiert.


c) Organische/Anorganisches

Das Obere Rhinluch mit seiner natürlichen Schönheit zusätzlich durch ein Kunstwerk zu verschönern und zu beschmücken erscheint uns unmöglich. Der Landschaft jedoch einen von künstlerischer Menschenhand geschaffenen Kontrapunkt entgegen zu setzen (Anorganisches versus Organisches) versinnbildlicht sich in unserer Arbeit durch das Erscheinen des Künstlichen im Natürlichen.
Die Kristalllaube mit ihren Ecken und Kanten, die „Nichtbewohnbarkeit“ dieses Objekts und der Verweis auf die Sehnsucht des Menschen sich der Natur auch mittels Architektur zu bemächtigen sind traurig und lustig zugleich. Als wäre unsere Kristalllaube vom Himmel gefallen um für kurze Zeit auf Bewunderung zu hoffen, vielleicht auf einen Sammler zu treffen oder sich der Natur zu überlassen.

Andrea Maria Krenn, Peter Kulev und Gerald Rossbacher

Vita
Andrea M. Krenn

1974

geboren in Hutthurm/Deutschland, lebt und arbeitet in Wien

 

2005

Studium bei Heimo Zobernig, Akademie der Bildenden Künste Wien

1999-2004

Kunstuni Linz, Malereiklasse Prof. U. Hübner

1996-99

Keramikfachschule Landshut

 

Ausstellungen (Auswahl)

2010

Wir leben und arbeiten in Wien, Area53, Wien

2009

The Center Of Attention. Kunst als Soziotopie, Vienna Art Week, Wien
Sharp Chic - über die Anziehungskraft des Kristallinen, Freiraum/quartier 21, Museumsquartier Wien
Lumen I, II, III, Kunst am Bau, Energie AG, Linz, Österreich

2008

unORTnung II, Genochmarkt/Genochplatz, Wien
ich habe nicht genug ihr matten augen, Universal Cube, Alte Spinnerei Leipzig
Antipodium, Künstlerhaus Thurn und Taxis Palais, Bregenz, Österreich

2007

unORTnungI, Kaiserstraße, Wien (Ausstellungsreihe und- projekt mit Veronika Barnas)
unORTnung II, Goldschlagstraße, Wien (Ausstellungsreihe und- projekt mit Veronika Barnas)
Die Schwerkraft und Ich, Galerie 5020, Salzburg, Österreich
Das verborgene Echo, Galerie Delta 35, Berlin (Einzelausstellung)

2006

Null Grad. oder der entfaltete Zustand (in Erinnerung an Stanislaw Lem),
tobecontinued, Wien (E)
ca. 32 quadratmeter Schatten, Privatwohnung, Wien

2005

RaumBildAuflösung, Jahresausstellung, Kunstverein, Salzburg, Österreich
Weibliche Positionen zur Skulptur, Area 53, Wien
Wald verschlucke mich, Area 53, Wien (mit Andreas Karner und Michael Schwarz)

Vita
Peter Kulev

1969

geboren in Kosice, Slowakei, arbeitet und lebt in Wien

 

1997-2005

Studium an der Kunstuniversität Linz, Klasse Prof. H. Gsöllpointner und Prof. E. Prochazka

2002

Studienaufenthalt in Sofia und Berlin

 

Ausstellungen und Projekte (Auswahl)

2010

Wir leben und arbeiten in Wien, Area 53, Wien

2008

unORTnung III, Genochmarkt/Genochplatz, Wien

2007

reheat - utopie und sommer, Kleylehof-Festival, Nickelsdorf, Österreich (mit G. Rossbacher)
unORTnung I, Offspace Kaiserstrasse, Wien

2006

Diagonale Graz, Experimentalvideo "mitohneRaum", Graz, Österreich

2005

Sommerloch, Kleines Festival für alternativen Medieneinsatz, Privatwohnung, Wien

2004

Untitled 2+3, UNO-Center Wien
ARS Electronica Festival, Linz, Österreich

2003

hotel hotel, Landesgalerie Linz, Österreich

2002

KUHnst, Rauminstallation, MASK-Foundation Wien (mit A.M.Krenn)

2000

Aufzug der Sinne, Linz, Österreich (mit G. Rossbacher)

1999

ARS Electronica Festival Linz, Interaktive Medieninstallation (mit G. Krottenauer und G. Rossbacher)

Vita
Gerald Rossbacher

1974

geboren in St. Pölten, Österreich lebt und arbeitet in Wien und Linz

 

1994 - 2002

Studium Metall an der Kunstuniversität Linz

1998

Auslandsstudium an der Universidad de Bellas Artes (UPV) in Bilbao, Spanien

2000 - 2003

Studium Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien

 

Ausstellungen und Projekte (Auswahl)

2010

Wir leben und arbeiten in Wien, Area53, Wien

2008

MagmArt, Filmfestival. Screening„Superimposing L.A.„und „hda/b/c/d_1 rem“, Neapel, Italien
Unortnung III („Hidden Geometry“), Prekariat Genochmarkt, Wien
Unortnung IV („8 Bit Paradise“), Prekariat Mardi Gras, Wien
OneMinute Film & Video Festival. Screening „hda/b/c/d_1 rem“, Aarau, Schweiz
Das Kleine Symposion, Rauminstallation „Tischlein deck dich“, Echoraum, Wien (mit Peter Kulev)
Meeting @ Offspace (Konzert mit Tim Blechmann, Go Lee Kwan, Peter Kutin, Manuel Knapp), C17, Wien
Knappsession 4 (Konzert mit Ken Okami), Wien

 

www.masinka.net