Poros
Vorschlag einer Installation für das Projekt Folly. Orte zum
Verweilen
37 Holzstelen, rot, 3 m hoch, Durchmesser: 16 cm. Kreisdurchmesser: 5 m. Abstände zwischen den Stelen: 25 cm.
Die Landschaftsgärten und Schlossparks, in denen in früheren
Jahrhunderten Follies gebaut und genutzt wurden, waren einer kleine
Gruppe privilegierter Menschen vorbehalten. Diese begründeten
nicht nur architektonische Trends und Spielereien wie die Folly-Mode,
sie hatten auch - exklusiven - Zugang zu den Standorten und tatsächlich
auch Zeit, dort zu verweilen: das Objekt und sein Standort schlossen
Menschen ein und schlossen viele aus.
Das Thema Inklusion-Exklusion ist ein Allesübergreifendes
und findet sich in immer neuen Polaritäten wie Provinz-Stadt;
reich-arm; alt-jung; gebildet-ungebilde, etc. Auch Kunst polarisiert
und exkludiert und die Zugänglichkeit jedes Kunstwerks entscheidet
darüber, ob man versteht und damit am Diskurs teilnimmt,
oder ob man zu jenen gehört, die vermeintlich nicht in der Lage
sind, ein fundiertes Qualitätsurteil zu fällen bzw. überhaupt
zu entscheiden, ob es sich um ein Kunstwerk handelt und aus welchen
Gründen.
Diese Zugänglichkeit bzw. das Aus- und Eingeschlossensein
will ich wörtlich nehmen und eine Installation erstellen, das
nicht barrierefrei und pc ist: sie schließt
bewusst Menschen aus, die sie aufgrund ihrer körperlichen Konstitution
nicht betreten können. Im Zentrum des Kreises befindet sich ein
Stuhl - ein Thron - für diejenigen, die die Stelenmauer überwunden
haben. Die Installation Poros ist durchlässig,
aber sie schafft eine ambivalente Situation aus Ein- und Ausgeschlossenheit.
Ich möchte damit ein für mich wichtiges Thema ansprechen
und optisch und sinnlich zur Reflexion und Auseinandersetzung mit
diesem Thema anregen, das an allen Orten der Welt relevant ist, auch
im Wustrauer Luch, und jedem Bewohner oder Besucher dieses Orts vertraut
sein dürfte.
Neben diesem Leitthema meines Entwurfs sind mir auch die Kriterien
von Form und Farbe wichtig: In einer weitgehend grünen Landschaft
fällt das Signalrot als Komplementärfarbe stark auf: Sie
zieht das Auge an und suggeriert gleichzeitig eine Unterbrechung des
Gewohnten. Die offene Struktur ist ebenso entscheidend wie die Form
des Kreises, der abzirkelt und wie keine andere geometrische
Form perfekt ist.
Ines Doleschal
1972
geboren in Waiblingen bei Stuttgart, arbeitet und lebt in Berlin
1992-1995
Kunstgeschichte- und Anglistikstudium an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
1995-1996
Pre-Degree Course Art and Art History, Goldsmiths' College London
1996-2001
Studium der Malerei und Kunsterziehung bei Elly Strik und Udo Scheel an der Kunstakademie Münster. Englischstudium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
2000
Examen im Fach Freie Kunst (mit Auszeichnung)
2001
Staatsexamen für die gymnasialen Sekundarstufen I+II in den Fächern Englisch und Kunsterziehung
2001-2004
Postgraduiertenstudium Art in Context an der Universität der Künste Berlin, M.A.
Stipendien, Preise, Nominierungen
2009
Stipendium des Kunstvereins Frankfurt Oder
2007
Stipendium Agnes Straub und Käthe Dorsch-Stiftung Berlin
2004
2. Preis des künstlerischen Wettbewerbs des Kulturamts Neukölln
1999
Förderstipendium der Kunstakademie Münster, Arbeitsaufenthalt in Paris
Ausstellungen (Auswahl)
2010
void, Friedman Galerie und Projekt, Berlin (mit Cécile Dupaquier)
2009
Plotting the City, Galerie Greulich, Frankfurt Main (Einzelausstellung,
Katalog)
aufgezeichnet, Kunstverein Frankfurt Oder (E)
The Way Out, Galerie Epikur, Wuppertal (mit Simone Haack und Christoph
Jakob)
stadtHausRAUM, Städtische Galerie Ostfildern (mit Cécile
Dupaquier / K)
2008
Kunst in Tübingen, Stadtmuseum Tübingen
abstrakt konkret, Atelier Remise, Berlin (E)
Inside/Outside, Galerie im Saalbau Neukölln, Berlin (mit Sascha
Donsbach)
Nahe Ferne, Kunstverein Berlin-Frohnau e.V. (mit Zuzanna Skiba)
2007
++++PLUSZ++++, Galerie delta35, Berlin (mit Beatrix Szörényi)
Kapitalistische Freundschaft, Collegium Hungaricum Berlin (Katalog)
labyrinthisch, Galerie Greulich, Frankfurt a.M. (E)
Das kleine Format, Studioausstellung, Galerie Epikur, Wuppertal
2006
Splendid Zones of Nowhere, Galerie TANNER (mit Andrej Pirrwitz),
Stuttgart (K)
art KARSLRUHE, Vertretung durch Galerie TANNER
Kunstpreisausstellung, Kunstverein Bruchsal
Eine ganze Stunde, Medizinisches Institut der Universität Basel,
CH (E)
2005
Wegbestimmung, Galerie Kre_ta, Berlin (E)
2004
Gute Töchter Gute Söhne, Galerie im Körnerpark, Berlin
(K)
Talking Pieces / Bilder vom Leben, Galerie Kre_ta, Berlin (E)
2003
bleiben und gehen, ARD-Hauptstadtstudio Berlin (E)
2001
Klassenausstellung Prof. Scheel, Kunstverein Bielefeld
2000
Differenzen, Museum Abtei Liesborn (K)
Wait Your Turn, Torraum der Kunstakademie Münster (E)
1999
Förderpreisausstellung 1999, Städtische Ausstellungshalle, Münster
1998
Wie das Leben spielt, Hochschule für Musik Detmold
Kunst aus dem Koffer, Hochschule für Bildende Künste Minsk,
Weißrussland
Sammlungen
Werke in der Städtischen Galerie Ostfildern und in Privatsammlungen in Spanien, Frankreich, Großbritannien, Südkorea, in der Schweiz, in Österreich, Australien (Sammlung der spanischen Botschaft) und in Deutschland